OUR CALL(S) TO ACTION

Am 2. Juni feiern und gedenken wir dem Widerstand und den Kämpfen von Sexarbeiterinnen. Im Juni 1975 besetzten französische Sexarbeiterinnen eine Kirche, um gegen Gewalt, staatliche Kontrolle, Polizei und Patriarchat zu protestieren. In dieser Tradition setzen wir den Kampf heute fort und rufen dazu auf, sich unserer Demonstration in Berlin anzuschließen!

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Dieses Jahr, angesichts des Völkermords in Palästina, der ethnischen Säuberung im Sudan und des gewaltsamen Neokolonialismus in der Demokratischen Republik Kongo, schauen wir als Sexarbeiterinnen-Aktionsgruppe Berlin auf unsere eigene Gemeinschaft politisch aktiver Sexarbeiterinnen, auf uns selbst, um Folgendes zu fordern:

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1. Rechte für alle. Von Arbeitnehmerrechten bis Staatsbürgerschaft. Kein Mensch ist illegal.
    

2. Entkriminalisierung für alle. Wir fordern das Ende der obligatorischen Registrierung von Sexarbeiter*innen in Deutschland und die Entkriminalisierung der Sexarbeit.
    

3. Zentrierung der Dekolonisierung. Wir fordern einen Fokus in unseren Bewegungen gegen Schweigen, Apathie und Repression im Gefolge von Völkermord, Kolonisation und Rassismus. Es gibt keine Befreiung der Sexarbeiter*innen ohne Gaza. Ohne Sudan. Ohne Kongo.
    

4. Intersectionale Solidarität. Wir fordern, dass Gemeinschaftsgruppen und Arbeiterrechtsbewegungen sich zur Organisierung von Intersectionalität verpflichten. Das bedeutet, die Stimmen der am stärksten Marginalisierten unter uns in den Mittelpunkt zu stellen.
    

5. Digitale Rechte für alle. Wir fordern das Recht auf Privatsphäre und Freiheit vor staatlicher und kapitalistischer Überwachung. Wir verurteilen den weit verbreiteten Einsatz von Biotechnologien und die übermäßige Sammlung privater Daten, die gegen uns verwendet wird.
    

6. Abschaffung. Wir fordern ein Ende der Käfighaft und Polizeigewalt. Wir fordern ein Ende der staatlichen Unterdrückung unserer Stimmen, wenn wir uns gegen Völkermord und staatlich sanktionierte Gewalt aussprechen.
    

Sexarbeiter*innen haben eine Tradition, sich in Momenten extremen Drucks und politischer Spannungen zusammenzuschließen, um alte Systeme in neue zu verwandeln. Und jetzt, mehr denn je, müssen wir unsere Schwerter, unsere Werkzeuge, im Kampf für die Dekolonisierung und die Ausrottung des weißen Suprematismus schärfen; und zur Emanzipation von den mörderischen Regimen des europäischen Weltreichs und des Kapitals, aus dem Bauch des Biests selbst: Deutschland.

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Weißer Suprematismus, christliche Moralität, sogenannte "westliche Demokratie": Das ist uns nicht neu. Das sind dieselben unterdrückerischen Strukturen, die uns unsere Kinder wegnehmen, wenn wir versuchen, sie zu ernähren. Die gleiche koloniale und patriarchale Gewalt, die uns vorschreibt, was wir mit unseren Körpern tun sollen. Dies ist derselbe Feind, der uns immer wieder moralisiert und entmenschlicht, sodass selbst wenn wir sprechen, uns nicht zugehört wird. Deshalb verwenden wir heute, am Internationalen Tag der Rechte von Sexarbeiter*innen: unsere Sichtbarkeit, um das Mikrofon weiterzugeben. Wir sagen: Keiner von uns ist frei, bis wir alle frei sind! Keiner von uns ist frei, bis Palästina frei ist! Bis Libanon, Syrien, Iran und Afghanistan frei sind! Bis Kongo und Sudan frei sind! Bis Haiti frei ist! Bis Ghana und Uganda und ganz Afrika frei sind! Keiner von uns ist frei, bis wir dem globalen Apartheid und Völkermord ein Ende setzen!

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Wir rufen uns selbst dazu auf, in diesem Moment nützlich zu sein und zu finden, wo wir Widerstand leisten und andere in Solidarität treffen können. Uns im Kampf zu treffen, aus einem Epizentrum kolonialer Gewalt, im "demokratisierten" Westen, in Deutschland - dessen Hände vom Blut dieser globalen Völkermorde befleckt sind, durch den Handel mit Waffen und die Ausbeutung natürlicher Ressourcen. Wir, als Huren, streben danach, dieser aktuellen Welle des dekolonialen Kampfes und der Bewegung auf eine Weise zu begegnen, die unseren Ruf nach Entkriminalisierung nicht nur für Sexarbeiterinnen, sondern für die Entkriminalisierung von Palästinenserinnen, Migrant*innen, Geflüchteten und undokumentierten Menschen; die Entkriminalisierung von People of Colour; die Entkriminalisierung unserer trans- und queer-Geschwister; die Entkriminalisierung jeder Gruppe, die unfreiwillig und zwangsweise in die Kategorie kriminell oder illegal eingeordnet wird. Wir schauen global, aber auch in den Hinterhof unserer lokalen Bewegung, um zu sagen, Entkriminalisierung für ALLE!

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In den nächsten zwölf Monaten wird eine Entscheidung über das Prostitutionsgesetz getroffen, mit oder ohne uns. Das Schicksal unseres Status als illegale oder legale Arbeiter*innen wird entschieden. In der Zwischenzeit halten uns unsere Geschwister im Kampf gegen koloniale Unterdrückung auf ihren Demonstrationen fest und bieten uns ihre Unterstützung in unserem Kampf an. Und so kämpfen wir nun unerschütterlich und unerbittlich für sie in ihrem Kampf, heute und in den kommenden Jahren. Gemeinsam werden wir mehr Unsicherheit, Zerstörung und Gewalt gegenüberstehen - das wissen wir. Aber wir können nicht länger wegschauen. Wir haben keinen Platz mehr, um Angst zu haben! Die Grenzen schließen sich überall, wo wir uns hinwenden. Aber zusammen, vereint, werden wir niemals besiegt!

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Also, wie jede gute Hure: wir wissen, dass wir wieder kommen werden, und wieder, und wieder, wieder und wieder... wir werden immer wieder kommen und auftauchen, bis unsere Schreie nach Gerechtigkeit als kontinuierliche, vereinte Vibration widerhallen, die Veränderung und Chaos in die Systeme bringt, die uns alle unterdrücken!